Was war das für ein toller Tagliliensommer. Hunderte Blüten, davon viele Sorten, die das erste Mal in meinem Garten blühten. Zur Hauptblütezeit ein Wetter, das gut geöffnete Blüten schon früh am Morgen garantierte. Keine durch Dauerregnen fleckigen oder gar vergeudeten Blüten (was natürlich im Umkehrschluss Wässern aus dem Schlauch nach sich zog) Alles in allem ein Traum!
Und doch lässt sich das Erlebnis, eine Pflanze das erste Mal blühen zu sehen, noch steigern - eigene Sämlinge sind um ein Vielfaches spannender! Wie Weihnachten im Sommer! Schon am Abend zuvor erkennt das mittlerweile geschultere Auge, was am nächsten Morgen öffnen wird. Mit einer Vorstellung vom erwarteten Ergebnis geht man schlafen und freut sich auf das, was da kommen wird. Am Morgen wacht man auf (und im Sommer mit den Hühnern...!) und der erste Gedanke sowie die Motivation fürs schnelle Aufstehen ist... das Sämlingsbeet! Nun ja, nicht alle Blütenträume reifen, aber es gab viele, viele Tage, an denen ich mit einem Lächeln und Glanz in den Augen wieder zurückgekommen bin, um dann doch irgendwie für ein Frühstück zu sorgen....
Hunderte Fotos zu allen Tageszeiten, mit Sonne, ohne Sonne, Aufzeichnungen über Öffnungsverhalten, Knospenzahl und Verzweigung, über Duft und Fertilität, Schildchen für Kreuzungen schreiben- zur Blütezeit wird es auf keinen Fall langweilig. Und was für ein Glücksfall, den ganzen Juli Zeit fürs Hobby zu haben!!!
Es gibt Überraschungen, die deutlich machen, wie vielfältig die genetischen Möglichkeiten sind - wie entsteht z.B. ein Applique- Auge ohne, dass die Eltern etwas Ähnliches zeigen?
Wie kommt es bei der Kreuzung Lavender Blue Baby X Regency Heights zu einem patterned eye oder gar zu einen Sämling mit konsistenten Streifen?
Nach vier Jahren Kreuzen zeichnen sich einige Vorlieben ab - es Zuchtziele oder gar -linien zu nennen, wäre wohl zu hoch gegriffen.
Ganz vorn in meiner Gunst liegen die Unusual Forms und unter diesen die fast weißen sowie die polychromen mit grünem Schlund. Aber auch andere Farben wie pink
und purpur sind mit von der Partie.
Eine zweite Richtung, die mich interessiert, sind tetraploide Hemerocallis mit Rand, aber ohne Auge. Sie vermitteln sehr schön zwischen den auffälligen Grazien mit Auge und Rand und haben einen eigenen Charme.
Und dann gibt es noch die Blauaugen - diploide und tetraploide - sowie die Hems mit gebänderten (patterned) Augen, die meine Neugier entfachen. Erste Ergebnisse, solche Augen auch unter unseren klimatischen Bedingungen konsistent zu erhalten, brachte die Kreuzung Mystical Rainbow X Cast Your Net. Aber auch Rock Solid scheint ein gutes Elternteil für Auge- Rand- Kreuzungen zu sein.
Mittlerweile sind fast alle Samen der Saison geerntet und warten abgepackt in ziplock- Tüten auf die Aussaat zu Beginn des neuen Jahres. Viele Kreuzungen mit den eigenen Sämlingen sind dabei. Auf ein Neues!!!